Gezielt an- und abschalten: Die Aktivität der Gene steuern

„Epigenetik – wer bestimmt über Wohl oder Unwohl? Gene oder Lebensstil?“ An einem Tagesseminar der Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU), das am 19. Mai 2022 im Hotel Marriott in Zürich stattfand, gingen Ärzte, Therapeuten, Apotheker und Drogisten dieser Frage nach. Die Referierenden Corinna van der Eerden (AFMCP/FMCHC) und Dr. med. Manuel Burzler führten sie dazu durch ein umfassendes Vortragsprogramm, das von Andreas Hefel (Präsident der SfGU) eröffnet wurde.

Dabei präsentierte er aktuelle Zahlen von der neu gegründeten Society of European Nutritionist Associations (SENA), wonach die wichtigsten fünf nichtübertragbaren Krankheiten (noncommunicable diseases – NCDs), also Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, chronische Atemwegserkrankungen und psychische Störungen), für ca. 86% der Todesfälle und 77% der Krankheitslast in Europa verantwortlich sind. Der Forderung nach überfälligen Massnahmen zur Bekämpfung von Risikofaktoren schloss er sich mit Nachdruck an. Welche Rolle die Epigenetik spielt, veranschaulichte Manuel Burzler: „Sind wir unseren Genen ausgeliefert? Nein, das sind wir eben nicht. Von den geerbten Genen haben nur ca. 25% eine Auswirkung auf uns, auf 75% können wir Einfluss nehmen. Und nur zwischen 1 und 2% der Erkrankungen sind komplett genetisch bestimmt.“

Entscheidend sei also, wie die Genaktivität reguliert werden könne, also über welche Möglichkeiten der Körper verfüge, Gene an- und abzuschalten. Dabei ging er auf die Bedeutung der DNA-Methylierung, der Histon-Modifikation und der microRNA´s ein und verknüpfte die fünf Einflussbereiche für eine gesunde Epigenetik – die Psycho-, Nutri-, Physio-, Sozio- und transgenerationale Epigenetik – zu einem ganzheitlichen Ansatz.

Perspektiven eröffnete auch Corinna van der Eerden: „Die Genexpression beeinflussen zu können, ist ein riesiges Geschenk. Es hilft uns dabei, Menschen die Macht zu geben, selbst zu intervenieren. Wir können uns jeden Tag bewusst dafür entscheiden, uns in den verschiedenen Einflussbereichen Gutes zu tun.“ Um individuell das optimale Ergebnis zu erzielen, gibt es ihr zufolge „einen grossen Hebel“ – die Kombination von Tools, die auch biochemisch wirksam sind. „Um das tun zu können, was wir tun, brauchen wir eine Energiequelle und die nötigen Baustoffe. Aus Nichts kann der Körper Nichts machen“, ging die Referentin auf den Zusammenhang zwischen Epigenetik und Biochemie ein. Entscheidend seien dabei der individuelle Nährstoffbedarf und die individuelle Nährstoffverfügbarkeit, was wiederum von vielen Faktoren abhängig sei: Genetik, Umwelt, Stress, Lebensstil, Lebensphase, Ernährungsweise, Absorptionsfähigkeit, Verdauungskapazität, Mikrobiom, etc. Nach dem Grundsatz „maximieren, minimieren, priorisieren“ sei es möglich, die individuelle Balance für optimale Gesundheit zu erreichen. Dazu gilt es, positive wie negative Einflüsse auf den Organismus herauszufinden und diese gezielt zu stärken bzw. zu reduzieren.

Die Voraussetzung hierfür ist eine Kombination von Selbstwahrnehmung und Analytik. In diesem Zusammenhang stellte Corinna van der Eerden den neuen Labortest IABC DNA Health Care vor, einen gen-basierten Ansatz für eine individualisierte Medizin. Am Beispiel einer bedarfsgerechten Versorgung mit Mikronährstoffen zeigte Andreas Hefel auf, wie wichtig neben der Dosierung auch die Kombination der Substanzen ist – von Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen, Aminosäuren, Fettsäuen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen: „Eine Geige macht noch lange kein Orchester – das gilt für alle biochemischen Prozesse und damit für eine individualisierte Form der Ernährung, die einen signifikanten Einfluss auf die Expression der Gene hat.“ (JÜK)

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