Tagesseminar «Psychoneuroimmunologie von Stress und Gesundheit»

Am 16. Internationalen Bodenseekongress im Jahr September 2022 gewährte Ass. Prof. Dr. rer. nat. Alexander Karabatsiakis (Institut für Psychologie der Universität Innsbruck) Einblicke in die psychoneuroimmunologische Biomarker-Forschung. Dabei vertrat er die These, dass die Erforschung psychiatrischer Erkrankungen wie der Depression von der systemischen Betrachtung gesamtkörperlicher Veränderungen profitiert, statt sich primär auf das zentrale Nervensystem zu fokussieren.

Die Psychoneuroimmunologie kann hierfür sehr wertvolle Erkenntnisse liefern, auch für eine ganzheitliche Perspektive auf die gesundheitlichen Konsequenzen der Depression. An einem Tagesseminar der SfGU, das am 14. März 2024 im Hotel Marriott in Zürich stattgefunden hat, wurde das Konzept der klinischen, d.h. angewandten Psychoneuroimmunologie (kPNI) weiter vertieft. Dieser interdisziplinäre Ansatz definiert den Begriff Gesundheit neu, indem er Psychologie, Neurologie, Immunologie, Endokrinologie, Soziologie und Bewegungswissenschaften integriert.

Einfluss auf das Verhalten

Aus dieser fachlichen Perspektive ging Tom Fox, Heilpraktiker, Sportwissenschaftler und Therapeut für kPNI, darauf ein, wie Stress und das Immunsystem unser Verhalten beeinflussen. So löst nicht nur eine Immunreaktion, sondern auch eine chronische Erkrankung Krankheitsverhalten aus, das der erfolgreichen Abwehr und der Verteilung von Energie dient.

Chronischer Stress und eine chronisch-niedriggradige Entzündung können die Entscheidungsfähigkeit und den Hirnstoffwechsel beeinflussen sowie ggf. Depressionen auslösen und verstärken. Fox betonte, dass sich unter Stress und Immunaktivität die Entscheidungsfähigkeit verändert.

Die Wissenschaftlerin Dr. Karin de Punder (Institut für Psychologie der Universität Innsbruck) zeigte auf, wie sich frühe Stresserfahrungen, z.B. durch Missbrauch und Vernachlässigung, auswirken. Demnach stellen Traumata in der Kindheit einen wichtigen Risikofaktor für die Entwicklung psychischer Störungen im späteren Leben.

Anhand von Studien verdeutlichte sie dies am Beispiel von neurobiologischen und immunologischen Veränderungen. In einem weiteren Vortrag ging de Punder der Frage nach, wie chronischer / früher Lebensstress das Immunsystem schneller altern lässt. Im Fokus stehen dabei zwei biologische Systeme, die die zelluläre Alterung stark beeinflussen – Telomere und Mitochondrien. Während sich Stresshormone, oxidativer Stress sowie inflammatorische Mediatoren negativ auf die Telomerlänge und die Telomerase-Aktivität auswirken, ist die mediterrane Ernährung mit einer längeren Telomerlänge verbunden.

Erhöhter Energiebedarf

Als weiteren Ansatzpunkt für Interventionen nannte die Referentin die Mitochondrien. So gehen z.B. Depressionen mit einer Abnahme der Mitochondrienfunktion einher. Studien zeigen, dass z.B. eine Elektrokonvulsionstherapie (EKT) sich positiv auf die mitochondriale Atmung auswirken.

Der abschliessende Vortrag von Tom Fox baute darauf auf. Er erläuterte verschiedene Lebensstilinterventionen nach kPNI, wie z.B. Kälte und Bewegung, Hitze sowie weniger häufiges Essen.

Aus Sicht der SfGU kommentiert ihr Präsident Andreas Hefel die Inhalte: «Kann der erhöhte Energiebedarf aufgrund von Stress nicht durch eine ausreichende Aktivität der Mitochondrien gedeckt werden, kommt es zu Erschöpfungszuständen – zum Beispiel im Gehirn, gefolgt von Depression, was eine Folge von Trauma sein kann. Stressbelastungen betreffen uns alle und nicht nur eine Minderheit der Bevölkerung. Seit 2020 haben Stress und psychische Probleme weltweit zugenommen. Die starke Zunahme der Suizidversuche von Jugendlichen verdeutlicht, wie gross die Herausforderung und wie dramatisch die momentane Situation sich darstellt. Es besteht also dringender Handlungsbedarf!» (JÜK)

Tagesseminar «Autophagie – Reparatur – Regeneration»

Dem Thema «Autophagie – Reparatur – Regeneration» war das Tagesseminar der Stiftung für Gesundheit (SfGU) gewidmet, das am 2. November 2023 im Marriott Hotel in Zürich stattfand. Was bereits am 17. Internationalen Bodenseekongress im vergangenen September auf grosses Interesse stiess, wurde damit weiter vertieft. Dazu gab Prof. Dr. Jörg Bergemann, Studiendekan des Masterstudiengangs Biomedical Sciences an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, einen umfassenden Einblick in wissenschaftliche Arbeiten, die in den vergangenen Jahren von einem Forscherteam unter seiner Leitung durchgeführt worden sind. Im Fokus stand dabei die Frage, welche Effekte eine Kalorienreduktion auf die zelleigene Reparatur, die mitochondrialen Funktionen und die zelleigene Müllabfuhr, die sog. «Autophagie», hat.

Bereits 2020 konnte in mehreren Veröffentlichungen gezeigt werden, dass durch eine F.X.-Mayr-Fastentherapie zentrale Funktionen menschlicher Zellen positiv beeinflusst werden können, wie z.B. die Reparatur von Zellen. Wie wichtig es für den Erhalt der Gesundheit ist, solche Prozesse zu stimulieren, verdeutlichte Bergemann: «In all unseren Zellen treten täglich mehrere 10’000 DNA-Schäden auf. Wenn diese nicht repariert werden, kann das zu schweren Funktionsverlusten und Krankheiten führen.» Ebenso konnte aufgezeigt werden, dass diese Form des Fastens auch lebenswichtige Funktionen der Mitochondrien anregt.

«Autophagie» in Balance bringen

Mit dem Thema «Autophagie» – einer Art Recycling, bei der die Zelle alten Ballast wiederverwertet – beschäftigte sich eine Studie, die im Frühjahr 2023 mit dem EPD®-Ernährungsprogramm durchgeführt wurde. Mit nur 800 bis 1000 kcal pro Tag handelt es sich dabei eine klinisch erprobte Stoffwechseltherapie, die auf kalorienreduzierten und genau bilanzierten Mahlzeiten beruht. Bei den 12 Probanden war zu erkennen, dass diese 7-tägige Kur ausgleichend auf die «Autophagie» wirkt: «Fasst man diesen komplexen Prozess zusammen, dann geht es um das Gleichgewicht, um einen konstant guten Level zwischen auf- und abbauenden Faktoren in unseren Zellen. Für den geregelten Ablauf der zellulären Funktionen ist das von herausragender Bedeutung», so Bergemann. Bei den vorläufigen Ergebnissen zum EPD®-Ernährungsprogramm zeigte sich, «dass es bei zu niedrigen Werten zu einem Anstieg in den Normalbereich kommt – umgekehrt sinken die Werte, die zu Beginn über dem Normalwert lagen».

Eine Kalorienreduktion im Rahmen spezieller Ernährungsprogramme kann ihm zufolge wesentlich dazu dienen, eine dysregulierte «Autophagie» wieder in Balance zu bringen. «Zusätzlich konnten wir bei fast allen Probanden der EPD®-Studie auch einen Anstieg der mitochondrialen Funktion finden, was sehr erstaunlich ist», erklärt er weiter. Aufgrund der «vielversprechenden Ergebnisse» ist eine weitere Untersuchung zu dieser Stoffwechseltherapie geplant. Mit solchen Forschungsarbeiten wollen die Wissenschaftler der Hochschule Albstadt-Sigmaringen das Bewusstsein dafür schärfen, dass jeder mit vergleichsweise einfachen Mitteln etwas für seine Gesundheit tun kann. «Wenn man berücksichtigt, wie viele positive Effekte eine Kalorienreduktion auf die zelleigene Müllabfuhr und die mitochondrialen Funktionen hat, ist das doch ein wichtiger zusätzlicher Anreiz für eine Fastenkur», sagt Jörg Bergemann. Deshalb stelle die «Autophagie» ein wesentliches Gesunderhaltungsprogramm dar.

Den Bedarf an Mikronähstoffen decken

Diese Selbstreinigung der Zellen kann durch bestimmte Wirkstoffe, wie z.B. Spermidin, unterstützt und beschleunigt werden. Wie Dr. Dietmar Bäzold (Dipl.-Chemiker und Senior Scientist am Institut für angewandte Biochemie IABC) erläuterte, zählen dazu neben diesem Polyamin z.B. auch Resveratrol, Quercitin sowie Kaffee. In diesem Zusammenhang ging er auch darauf ein, dass die «Autophagie» immer ablaufe, allerdings in unterschiedlicher Intensität: «Die basale ‘Autophagie’ entspricht dem täglichen Putzen, die induzierte dem grossen Hausputz.» Eine verstärkte «Autophagie» verbessere die Zellregeneration, die mitochondriale Regeneration und stabilisiere das Immunsystem. Als weitere Beschleuniger nannte Bäzold auch die Hypoxie, Muskeltraining sowie Hitze. Werde die «Autophagie» induziert, komme es auf die Balance an: «Der Körper muss zur Regulation befähigt, d.h. der Bedarf an Mikronährstoffen sollte gedeckt sein. Damit wird die Energiegewinnung in den Mitochondrien optimiert.» Dagegen wirkten sich Entzündungen (systemisch und akut), seneszente Zellen (altersbedingt degenerierte Zellen) sowie ein unzureichender Mikronährstoffstatus (B-Vitamine) störend auf diesen Selbstreinigungsprozess der Zellen aus.

Für das Jahr 2024 plant die SfGU im Marriott Hotel Zürich wieder drei Tagesseminare zu spannenden Themen: «Das erschöpfte Gehirn» am 31. Oktober 2024 mit PD Dr. med. Michael Nehls und Dr. Diana Henz. Weitere Veranstaltungen werden sich mit den Schwerpunkten Psychoneuroimmunologie und Labordiagnostik (14. März, 16. Mai 2024) beschäftigen. Weitere Informationen folgen.

Autoimmunerkrankungen – Fachleute verbreiten Hoffnung und Zuversicht

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Auf einer fachlich sehr fundierten Basis verbreitete Prof. Dr. med. habil. Ulrich Amon (Internationales Hautarztzentrum DermAllegra) Hoffnung und Zuversicht, dass «bei der ganz grossen Mehrheit der betroffenen Patienten mindestens eine sehr gute Stabilisierung, bei manchen Krankheitsbildern nach unserer Erfahrung auch ein langjähriger Stillstand (Heilung?)» erreicht werden kann.

Dies motiviere Ärzte und Patienten gleichermassen und schlage einen völlig anderen Weg ein als die „konventionelle Medizin“ einer rein symptomorientierten Behandlung.

Im Zentrum steht dabei die Einbettung des „Coimbra-Protokoll“ (CP) unter Berücksichtigung allgemeiner und individueller Co-Faktoren der Mikronährstofftherapie (z.B. Magnesium, Vitamin K2, Vitamin A, usw.), antientzündlicher Ernährung, Lebensstiländerungen sowie Berücksichtigung auch des Darmmikrobioms.

Dies führe schliesslich zu einem sehr individualisierten Behandlungskonzept, ähnlich einem Schlüssel-Schloss-Prinzip. 

In diesem Zusammenhang ging Amon auch auf die grosse Bedeutung eines regulationsfähigen Stoffwechsels ein, was über die Herzratenvariabilität (HRV) gemessen werden kann.

Dietmar Bäzold, Dipl.-Chemiker und Senior Scientist am Institut für angewandte Biochemie (IABC), erläuterte, welche Rückschlüsse aus den im Urin gemessenen organischen Säuren gezogen werden können. Organische Säuren sind Zwischen- und Abbauprodukte der menschlichen Stoffwechselprozesse. Die Analyse kann eine wertvolle Hilfe zur unterstützenden ernährungsmedizinischen Behandlung bei Erkrankungen, wie z.B. Autoimmunerkrankungen, sein und gibt einen Hinweis über den Tagesbedarf an Mikronährstoffen.

Andreas Hefel, Präsident der SfGU, schloss das Tagesseminar mit einer Zusammenfassung: „Autoimmunerkrankungen nehmen in den Industrie- und Schwellenländern extrem zu. An allen nichtansteckenden chronischen Erkrankungen sind sie direkt oder indirekt beteiligt. Das liegt aber nicht an unseren Genen, da diese sich nicht ohne weiteres verändern lassen, sondern eher an der Epigenetik und damit an unserem Lebensstil. Anfänglich treten unspezifische Symptome auf, wie z.B. Müdigkeit, Depression, erhöhte Infektneigung, Reizdarmsyndrom, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und andere.

Autoimmunerkrankungen nehmen in den Industrie- und Schwellenländern extrem zu.

Mit einer geeigneten Diagnostik (Blut, Urin, HRV) können Dysbalancen im Stoffwechsel ermittelt werden. Eine ursächliche Behandlung führt nachweislich und messbar zu nachhaltigen Erfolgen – die Beseitigung von Nährstoff- und Mikronährstoffdefiziten, der Neuaufbau der Darmflora, die Unterstützung der Lebertätigkeit und Entgiftung, Stressmanagement sowie gleichzeitig die Reduktion von Schadstoffbelastungen. Diese Behandlungsweise erfordert viel Fachwissen vom Therapeuten, die Bereitschaft auch interdisziplinär zu arbeiten und vom Patienten die notwendige Motivation und Ausdauer.“ (JUK)

Tagesseminar «Ohne Energie ist alles nichts!»

Der 16. Internationale Bodenseekongress für Regulations- und Moderne Orthomolekulare Medizin, der im September 2022 stattgefunden hat, markierte in mehrfacher Hinsicht einen Paradigmenwechsel. Im Zentrum stand dabei die Energiebereitstellung in den Mitochondrien, um im Gleichgewicht und damit gesund zu sein. Dabei steht der Mensch als selbstregulierendes biologisches System im Mittelpunkt. Mit dem Tagesseminar «Ohne Energie ist alles nichts – zentrale Stoffwechselprozesse im menschlichen Organismus» griff die Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU) dieses Schlüsselthema erneut auf und vertiefte am Donnerstag, 11. Mai 2023, im Hotel Marriott einzelne Aspekte. An dieser Fachveranstaltung referierten Dr. med. Kurt Mosetter und Dr. rer. nat. Dietmar Bäzold (Dipl.-Chemiker und Senior Scientist am Institut für angewandte Biochemie IABC).

Regeneration und Leistung optimieren

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Mosetter bezog sich in seinen Ausführungen u.a. auf Dr. med. Werner Reutter, der als Professor für Biochemie und Molekularbiologie von 1990 bis 2010 das Wissensfundament um den Energie- und Zucker-Stoffwechsel prägte.

Der Heilpraktiker und Arzt ging in diesem Zusammenhang auf die Energiekraftwerke aller Zellen, auf die Mitochondrien sowie die physiologischen Spielregeln des Energiehaushalts in der Leber-Gehirn-Achse ein, die dabei zentrale Schnittstellen bilden.

Zucker, Fruchtzucker, kurzkettige Kohlenhydrate und Transfette sind inzwischen zweifelsfrei als die grössten Feinde des Mikrobioms, der Mitochondrien und des Bindegewebes ausgemacht. Unphysiologische Zuckerüberfrachtungen führen dazu, dass Zucker mit Proteinen «anbrennt» und erhöhte Produktionen von AGE’s (im Tandem mit freien Radikalen) eine gesunde Proteinsynthese aushebeln. Dabei sinken die Spiegel von Glycin, Prolin, Lysin, Glutamin, GABA, und Acetylcholin.

Hyperglykämien konnten als Grundursache von Energiemangel, metabolischer Acidose, oxidativem Stress, hoher Harnsäure, Ammoniak- und CK-Belas­tungen, ebenso wie von Muskel- Faszien, Bänder- und Knochenverletzungen ausgemacht werden. Leistungs- und Regenerationsoptimierung lässt sich über die Integration des aktuellen Wissensfundus zum Mikrobiom, Energie-Stoffwechsel, Darm-Leber-­Mitochondrien- und Gehirn-Achse erreichen. Die zentralen Bereiche sind dabei intelligente Ernährungsmedizin, Foodfactors & Supplements. Über die Stärkung des Energiestoffwechsels, im Besonderen der Drehscheiben des ATP-Stoffwechsels, der Mitochondrien mit SCFAs, MCT’s, Coenzym Q10, NADH, Kreatin, Ribose und Galactose, können die Kommunikations- und Neurotransmittersysteme des Energiestoffwechsels, die Prozesse der Regeneration und Reparatur, die Protein- und Fasziensynthese, die regelrechte Autophagie, das massgeschneiderte Recycling und die Neusynthese angekurbelt werden.

Diagnostik der organischen Säuren

Aus wissenschaftlicher Sicht beschäftigte sich Dietmar Bäzold mit den Mitochondrien und der Messung der organischen Säuren. Der Schlüssel für mehr Energie liegt im Energiestoffwechsel, genauer gesagt im Erkennen und Beheben von Blockaden und Stauungen.

Eine einfach zu handhabende Labordiagnostik macht den Weg frei – das Messen von Zwischen- und Abbauprodukten biochemischer Prozesse im Morgenurin, der organischen Säuren. Gegenüber der konventionellen Diagnostik eröffnet die Untersuchung der organischen Säuren im Urin Optionen – insbesondere mit Blick auf den Energiestoffwechsel. Mit nur einer Probenentnahme kann man sich einen fundierten Einblick in das Stoffwechselgeschehen eines Menschen verschaffen und bekommt viele Hinweise, die den Aufbau eines sinnvollen Therapiekonzeptes ermöglichen. Im menschlichen Stoffwechsel spielen organische Säuren eine grosse Rolle – als Zwischen- und Abbauprodukte der biochemischen Prozesse in den Zellen und deren Zellkraftwerken, den Mitochondrien.

Sie geben einen Einblick darüber, wie die mit der Nahrung aufgenommenen Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Fett, Eiweisse) mit Hilfe von Enzymen in Energie (ATP) umgewandelt werden. Damit die Enzyme gebildet und richtig arbeiten können, benötigt es eine ausreichende Menge an Mikronährstoffen (Vitamine, Spurenelemente, Aminosäuren) als Cofaktoren für die biochemischen Prozesse. Fehlen diese Mikronährstoffe oder arbeiten die Enzyme nicht richtig, kommt es zur Anreicherung von Zwischenprodukten, welche im Urin nachgewiesen werden können. Die Messung einer Reihe von organischen Säuren im Urin gibt wichtige Hinweise über einen möglichen Mangel an Mikronährstoffen und damit über zusammenhängende Störungen des zellulären Stoffwechsels zur Energiegewinnung. Werden die Abbauprodukte von Neurotransmittern im Urin gemessen, erhält man auch einen Einblick in Störungen des Stresshormon-Haushaltes.

Das nächste Tagesseminar der SfGU findet statt am Donnerstag, 2. November, zum Thema «Autophagie und Regeneration». Es referieren Prof. Dr. Jörg Bergemann, Studiendekan Biomedical Sciences, an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und Dr. Dietmar Bäzold.

Der grosse Unterschied –
Gesundheit von Mann und Frau

Während die soziale und psychologische Geschlechtsidentität von Mann und Frau insbesondere im Genderzeitalter einem stetigen kulturellen Wandel unterliegt, zeigt der Körper nach wie vor das biologische Geschlecht als Mann und Frau (davon ausgenommen sind die 0,007 % der Neugeborenen, die als intergeschlechtliche Personen auf die Welt kommen).

Während die Gleichstellung der Geschlechter seit 1981 in der Schweizerischen Bundesverfassung verankert ist, verlangt die Gesundheit einen differenzierten Blick auf Mann und Frau. Dass auf diesem Gebiet sehr grosser Handlungsbedarf besteht, wurde deutlich am Tagesseminar der Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU) «Der grosse Unterschied – Gesundheit von Mann und Frau. Funktionelle Diagnose und Mikronährstofftherapie in der geschlechtsspezifischen Medizin».

Wie der Regulationsmediziner Dr. med. Simon Feldhaus betonte, ist «Gendermedizin wichtig und führt zu relevanten Auswirkungen auf die Behandlung von Patienten».

Dabei wies er auf die Notwendigkeit hin, neben dem biologischen Geschlecht die individuellen Unterschiede zwischen verschiedenen Menschen zwingend zu beachten.

Dies ist eine der vier Grundregeln der hippokratischen Medizin – neben der Unterstützung der selbstheilenden Natur sowie den Prinzipien «Alles zur rechten Zeit und im rechten Mass» sowie «Nützen oder wenigstens nicht schaden!».

Insbesondere bei der Therapie werden die Unterschiede sehr deutlich. Feldhaus zufolge werden klinische Studien grösstenteils ausschliesslich mit Männern mittleren Alters durchgeführt und wissenschaftliche Erkenntnisse ohne Überprüfung auf Frauen übertragen. Dabei reagieren Frauen z.B. auf Medikamente nicht einfach wie «zierliche Männer». Die Wirkungen und Nebenwirkungen können bei Frauen völlig anders ausfallen.

Renée Lohbusch, Health Coach & Expertin für Mikronährstoffe bei Kinderwunsch, führte anhand ihrer Masterarbeit vor Augen, welchen Einfluss eine bedarfsgerechte Versorgung mit Mikronährstoffen auf 43 Paare mit Kinderwunsch hat.

Bei unerfülltem Kinderwunsch können körpereigene Regulationssysteme aufgrund fehlender Mikronährstoffe aus dem Gleichgewicht sein. Ein gestresster Orga­nismus lässt möglicherweise eine Schwangerschaft nicht zu. Ei- oder Spermienqualität können vermindert sein, die Hormone nicht im Gleichgewicht.

Nach Gabe der individualisierten Mikronährstoffrezepturen haben sich nach 36 Wochen bei den Probanden die Schilddrüse und das vegetative Nervensystem (VNS) signifikant reguliert und die Mikronährstoffspiegel sind deutlich angestiegen. Damit einhergehend hat sich das subjektive Empfinden deut­lich verbessert. Im Anschluss an die Mikronährstofftherapie stellte sich bei den Paaren aus dieser Studie eine erfolgreiche Schwangerschaft ein.

Andreas Hefel, Präsident der SfGU, appellierte für eine starke Basis der Gesundheit. So legt er Paaren mit Kinderwunsch ans Herz, den Mikronährstoffstatus vor Eintritt der Schwangerschaft individuell erheben zu lassen, denn: „Sind die Voraussetzungen nicht gegeben, dass der Körper die lebenswichtigen Botenstoffe ausreichend selbst produziert, dann können auch die biochemischen Prozesse nicht störungsfrei ablaufen.

“Lasse eine Schwangerschaft auf sich warten, schaffe die bedarfsgerechte Versorgung mit Mikronährstoffen bei Paaren – also von Frau UND Mann – eine biochemische Ausgangsbasis, die bereits zum gewünschten Ziel führen könne. (Text: JÜK)

Wirkung von EMS im 5G-Bereich auf Gehirn, Immunsystem und kognitive Funktionen.

Grundlagenforschung, Prävention und Therapieansätze.

Einem brisanten und hochaktuellen Thema war das Tagesseminar der Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU) gewidmet, das am 10. November 2022 im Hotel Marriott in Zürich stattgefunden hat – dem Einfluss von elektromagnetischen Feldern (EMF) im 5G-Bereich auf die Gehirnaktivität, das Immunsystem und die mitochondriale Bioenergetik.

Im Fokus standen dabei u.a. die Resultate einer experimentellen Laborstudie, die im Auftrag der SfGU durchgeführt wurde. Aus erster Hand erfuhren die Tagungsteilnehmer von den leitenden Wissenschaftlern – der Kognitions- und Neurowissenschaftlerin Dr. Diana Henz sowie dem Umweltmediziner Dr. med. Kurt Müller – wie sich ein halbstündiges Telefonat im 5G-Netz der Deutschen Telekom mit dem iPhone 12 auswirkt und wie Nutzer sich wirksam davor schützen können.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass bei insgesamt 16 Probanden eine sehr starke allgemeine Stressaktivierung in den temporalen und okzipitalen Arealen des Gehirns festgestellt werden konnte. Ebenso war zu sehen, dass die 5G-Strahlung sehr tief in das Gehirn eindringt und auch das limbische System erreicht. Darüber hinaus konnten mit dem iPhone 12 erstmals Effekte gemessen werden, die bei den Vorgängermodellen nicht zu beobachten waren – eine Beteiligung der Zirbeldrüse sowie des Hypothalamus. Ein 30-minütiges Telefongespräch im 5G-Netz reichte bereits aus, um die mitochondriale Reserveatmungskapazität um mehr als die Hälfte zu reduzieren und eine Immunreaktion auszulösen.

Dr. med. Kurt Müller ging in diesem Zusammenhang darauf ein, „dass die Entwicklung einer sich rasch ändernden Umwelt mit ständiger Bioverfügbarkeit von Stoffen und elektromagnetischen Feldern, die es früher nicht gab, dazu geführt hat, dass bisher nicht in diesem Umfang beobachtete Trends der Immunreaktionen ausgelöst werden. Das Immunsystem unterscheidet fremd und vertraut nicht mehr mit gleicher Zuverlässigkeit.“ Die von den Infektionen her bekannte Kaskade von Stickstoffmonoxid, Superoxid, Peroxinitrit, oxidativem Stress sowie der Aktivierung von NF-kB mit einer zeitlich folgenden erhöhten Freisetzung proinflammatorischer Zytokine werde auch durch EMF ausgelöst. Schon früh erkannt worden sei die zentrale Bedeutung von Interleukin (IL)-1. 5G sei dabei keine Ausnahme. „Es konnte eine pathologisch erhöhte Freisetzung der proinflammatorischen Zytokine IL-1ß und TNF-α im Untersuchungszeitraum von zwei Stunden nachgewiesen werden. Ihre Expression kommt als Verursacher von `silent inflammation´ ebenso in Betracht wie als Verursacher der Störung der neuroendokrinen Stressachse“, erläuterte Müller.

Dr. Diana Henz bezeichnete diese Resultate als „alarmierend“: „Das hat uns aufhorchen lassen – vor allem wenn man an Personen denkt, die täglich für längere Zeit mit dem Smartphone telefonieren.“ Mit dieser wissenschaftlich publizierten Studie* wurden nicht nur Risiken durch 5G erforscht, sondern auch die Wirksamkeit einer Entstörungs-Technologie überprüft. „Die Anwendung der Gabriel-Technologie führt zu einer Reduktion der Stressaktivierung und auch dazu, dass die Immunreaktion weniger stark ausfällt. Bereits 90 Minuten nach dem 5G-Telefonat kann das Ausgangsniveau wieder annähernd erreicht werden. Die Reduktion der Reserveatmungskapazität der Mitochondrien fällt ebenfalls signifikant geringer aus, wenn ein mit dem `Gabriel Chip 5G´ entstörtes iPhone 12 genutzt wird. Nach 90 Minuten befindet sie sich dann fast wieder auf dem Level der Basismessung.“ Über die Anwendung dieser wissenschaftlich anerkannten Technologie hinaus sprach sich Henz dafür aus, kombinierte Konzepte für Therapie und Prävention zu entwickeln und umzusetzen: „Nicht nur eine Entstörungs-Technologie ist wichtig, sondern gleichzeitig auch die organismische Basis, dass ganzheitliche therapeutische Ansätze tatsächlich auch wirken können – also beispielsweise begleitende bedarfsgerechte Mikronährstofftherapien sowie frequenzbasierte Therapiemethoden die die Gehirnaktivität zurück in ein natürliches Gleichgewicht bringen.“ (JÜK)

* Diana Henz (2022). SHIELDING CHIPS REDUCE EFFECTS ON EEG BRAIN ACTIVITY, IMMUNE FUNCTIONS, AND MITOCHONDRIAL BIOENERGETICS INDUCED BY ELECTROMAGNETIC RADIATION IN THE 5G RANGE. Psychophysiology, SI, S137.

Nachbericht: 16. Internationaler Bodenseekongress

Wertvolle Erkenntnisse aus der Welt der Mikronährstoffmedizin.

Im voll besetzten Lilienberg-Konferenzzentrum fand am Samstag, 10. September, der 16. Internationale Bodenseekongress für Regulations- und Moderne Orthomolekulare Medizin statt. Rund 200 Ärzte, Therapeuten, Apotheker und Drogisten hörten neueste Erkenntnisse im Bereich der Mikronährstoffmedizin. Neben hochkarätigen Fachvorträgen boten die Fragerunden und Pausen ausreichend Gelegenheit für Diskussionen, den persönlichen Austausch und den Besuch der Ausstellerstände.

Inhaltlich reichte das Spektrum von Autoimmunerkrankungen (Prof. Dr. med. habil. Ulrich Amon), über Vitamin D (Assoc. Prof. Dr. Rodrig Marculescu) bis hin zu Strategien zur Alzheimer- und Demenzprävention (Dr. med. Kurt Mosetter). Über biomolekulare Konsequenzen von chronischem und traumatischem Stress aus Sicht der psychoneuroimmunologischen Biomarker-Forschung referierte Dr. Alexander Karabatsiakis. Mit Polyphenolen gegen SARS-CoV-2 beschäftige sich Prof. Dr. med. Sigrun Chrubasik. Evidenzbasierte Ergebnisse individualisierter Mikronährstofftherapien standen im Mittelpunkt von drei weiteren Präsentationen: Absolventen gaben Einblicke in ihre Masterarbeiten, die im Rahmen des Master- und Zertifikatsstudiengangs für Mikronährstofftherapie & Regulationsmedizin an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) entstanden sind: Renée Lohbusch ging darauf ein, wie sich individualisierte Mikronährstoffrezepturen bei Personen mit Kinderwunsch auf körpereigene Regulationssysteme auswirken. Felix Euchner beschäftigte sich mit dem Einfluss von Magnesium auf die Balance des vegetativen Nervensystems und die Lebensqualität. In Vertretung stellte Studiengangleiter Prof. Dr. Elmar Wienecke eine retrospektive Interventionsstudie vor, die dem Einfluss von Mikronährstoffen auf die Pollen- und Hausstauballergie gewidmet ist.

Für Andreas Hefel, Präsident der Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU), verdeutlichte das Programm des Internationalen Bodenseekongresses einmal mehr, dass nichtübertragbare Krankheiten erfolgreich vermieden und ursächlich behandelt werden können. Ihm zufolge braucht es dafür eine personalisierte Ernährung mit ausreichend Mikronährstoffen, gezielte Bewegung (ca. 10‘000 Schritte pro Tag oder 20 Minuten Sport), eine Reduktion von Schadstoffbelastungen (z. B. Elektrosmog durch die Gabriel-Technologie) und den täglichen Einsatz von geeigneten Entspannungsmethoden (z. B. Farben und binaurale Beats mit dem CB12-System) – einfache Massnahmen, die unter professioneller Anleitung täglich umgesetzt werden können.

Die zahlreichen Inhalte des 16. Internationalen Bodenseekongresses werden redaktionell aufbereitet und zugänglich gemacht: Die OrthoNews – die Fachpublikation zur Tagung – erscheinen Mitte Oktober. Fast alle Vorträge werden in voller Länge auf QS24 («Back to school»), auf YouTube sowie in der SALUSMED-Mediathek zu sehen sein. Ergänzend dazu werden im QS24-Programm «Naturmedizin» auch TV-Interviews mit den Referenten ausgestrahlt, die im «Lilienberg» ausgezeichnet wurden. 


Der 17. Internationale Bodenseekongress findet am Samstag, 9. September 2023, statt.

Impressionen zur Veranstaltung 

Post-COVID Syndrom: mitochondriale Funktion stärken, Parasympathikus aktivieren

Post-COVID Syndrom: mitochondriale Funktion stärken, Parasympathikus aktivieren

An einem Tagesseminar der Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU) beschäftigten sich Ärzte, Therapeuten, Apotheker und Drogisten damit, welche Möglichkeiten die Regulations- und Moderne Orthomolekulare Medizin hat, um „Long-“ oder „Post-COVID“ zu behandeln. „Nach dem Virus bleibt die Müdigkeit“ lautete der Titel dieser Fachveranstaltung, die am 2. Juni 2022 im Marriott Hotel in Zürich stattgefunden hat.

Wer nach den Begriffen „Long-COVID“ oder „Post-COVID“ googelt, der stösst auf rund 9 Milliarden Ergebnisse – eine stattliche Zahl in Anbetracht der Tatsache, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst im Oktober 2021 eine erste Fallbeschreibung von Langzeitfolgen einer COVID-19-Erkrankung veröffentlichte. Obwohl eine Patientenleitlinie häufige Symptome beschreibt und erklärt, ist auf diesem Gebiet vieles noch unbekannt. Dr. med. Simon Feldhaus, Chefarzt der Paramed Gruppe, verbreitete an der Tagung aus eigener Praxis-Erfahrung Zuversicht, dass diese „komplexe Erkrankung durch einen integrativen Behandlungsansatz durchaus erfolgreich therapiert werden kann“. Er sieht keinen Grund dafür, auf dieses „Phänomen“ mit überzogener Angst zu reagieren, die über die Berichterstattung in den Massenmedien geschürt wird. Sein Hauptaugenmerk richtet der Mediziner darauf, das Post-COVID Syndrom durch Behandlung des akuten Infektes mit SarsCOV2 präventiv zu verhindern: „Es existieren gute Daten zur hochdosierten Gabe von Vitamin D, Vitamin C, Omega 3 sowie Selen und Zink. Auch Behandlungsprotokolle mit Ivermectin sind in Studien durchaus erfolgreich getestet worden.“ In seinen beiden Vorträgen erläuterte Feldhaus ausführlich, dass die mitochondriale Funktion im Rahmen der antiviralen Immunantwort sowie bei der Regulierung metabolischer Stoffwechselwege von Immunzellen eine zentrale Rolle spielt: „Mitochondrien sind in der Lage, die metabolische Aktivität und Funktion von Zellen vor allem der angeborenen Immunantwort zu modulieren.“ Eine reduzierte Mitochondrienaktivität sei höchstwahrscheinlich auch an der Entstehung des Post-COVID Syndroms beteiligt, selbst wenn die genaue Ursache noch nicht vollständig geklärt sei. Neben der individuellen Mikronährstoffdiagnostik ging er in diesem Zusammenhang auch auf die Mitochondrien-Analytik als unverzichtbare diagnostische Grundlage ein.

Knut Groth, Spezialist auf dem Gebiet der Herzratenvariabilität, sprach zum Thema „Post-COVID Stress Disorder – messbar erfolgreich intervenieren!“ Dabei knüpfte er an seinem Vorredner an, z.B. mit seinen Ausführungen zu den Themen Angst und Stress, und stellte eine These in den Raum: „Wir haben es bei „Long-COVID“ oder „Post-COVID“ mit einer Sympathikotonie zu tun, den Erscheinungsformen, die bei einer Überlastung des Körpers auftreten.“ Eine permanente „Habachtstellung“, z.B. dass jemand aus dem engsten Umfeld ernsthaft am Coronavirus erkranken könne, führe u.a. zu einem sehr stark erhöhten Energieverbrauch. Vor diesem Hintergrund appellierte Groth daran, den Körper und die Psyche als ganzheitliches Konstrukt zu betrachten sowie das vegetative Nervensystem über die Herzratenvariabilität (HRV) zu analysieren. Die Bedeutung dieses Ansatzes untermauerte er anhand von Messwerten mit dem „Vieva“-System. Demnach erhöhte sich z.B. der chronische Stress-Index bei fast 21´000 Personen ab 2020 im Durchschnitt um 38,4 Prozent. Bei mehr als 5´100 Personen wurde in diesem Zeitraum gemessen, dass sich der Immun-Status um 23,4 Prozent reduzierte. „Der Stress nimmt zu, das Immunsystem wird schwächer – das hat signifikante Auswirkungen auf die Anfälligkeit für Erkrankungen und gesundheitliche Störungen“, folgerte der Referent. Was tun? Dafür plädierte er für eine Kombination von Massnahmen zur Stärkung des Parasympathikus, wie z.B. körperliche Entgiftung und Unterstützung zur Ausleitung, einen individuell angepassten „Powermix für mehr Energie“ auf Basis einer HCK-Mikronährstoffmischung sowie die Aktivierung regenerativer Prozesse mit einem frequenzbasierten Therapieverfahren wie der ColorBox12.

Mit zwei Fallbeispielen aus ihrer ambulanten Praxis im Fachkurhaus Seeblick rundete Dr. med. Padia Rasch dieses Tagesseminar inhaltlich ab. Andreas Hefel, Präsident der SfGU, fasste abschliessend zusammen, z.B.: „Vitamin D3 im Keller, Omega-3-Fettsäuren im Keller, Coenzym Q10 im Keller, bei Frauen sehr oft Ferritin im Keller – das ist sehr oft Normalzustand. Da liegt eine der Herausforderungen: Wie behandle ich eine Virusinfektion, ohne dass es zu gesundheitlichen Langzeitfolgen kommt?“ Er schloss das Tagesseminar mit der Aufforderung, Daten zu sammeln: „Um konkrete Aussagen treffen zu wollen, brauchen wir Daten, Daten, Daten, die wir mit modernen Analysesystemen zentral verwalten und anonym auswerten können.“ (JÜK)

Gezielt an- und abschalten: Die Aktivität der Gene steuern

„Epigenetik – wer bestimmt über Wohl oder Unwohl? Gene oder Lebensstil?“ An einem Tagesseminar der Stiftung für Gesundheit und Umwelt (SfGU), das am 19. Mai 2022 im Hotel Marriott in Zürich stattfand, gingen Ärzte, Therapeuten, Apotheker und Drogisten dieser Frage nach. Die Referierenden Corinna van der Eerden (AFMCP/FMCHC) und Dr. med. Manuel Burzler führten sie dazu durch ein umfassendes Vortragsprogramm, das von Andreas Hefel (Präsident der SfGU) eröffnet wurde.

Dabei präsentierte er aktuelle Zahlen von der neu gegründeten Society of European Nutritionist Associations (SENA), wonach die wichtigsten fünf nichtübertragbaren Krankheiten (noncommunicable diseases – NCDs), also Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, chronische Atemwegserkrankungen und psychische Störungen), für ca. 86% der Todesfälle und 77% der Krankheitslast in Europa verantwortlich sind. Der Forderung nach überfälligen Massnahmen zur Bekämpfung von Risikofaktoren schloss er sich mit Nachdruck an. Welche Rolle die Epigenetik spielt, veranschaulichte Manuel Burzler: „Sind wir unseren Genen ausgeliefert? Nein, das sind wir eben nicht. Von den geerbten Genen haben nur ca. 25% eine Auswirkung auf uns, auf 75% können wir Einfluss nehmen. Und nur zwischen 1 und 2% der Erkrankungen sind komplett genetisch bestimmt.“

Entscheidend sei also, wie die Genaktivität reguliert werden könne, also über welche Möglichkeiten der Körper verfüge, Gene an- und abzuschalten. Dabei ging er auf die Bedeutung der DNA-Methylierung, der Histon-Modifikation und der microRNA´s ein und verknüpfte die fünf Einflussbereiche für eine gesunde Epigenetik – die Psycho-, Nutri-, Physio-, Sozio- und transgenerationale Epigenetik – zu einem ganzheitlichen Ansatz.

Perspektiven eröffnete auch Corinna van der Eerden: „Die Genexpression beeinflussen zu können, ist ein riesiges Geschenk. Es hilft uns dabei, Menschen die Macht zu geben, selbst zu intervenieren. Wir können uns jeden Tag bewusst dafür entscheiden, uns in den verschiedenen Einflussbereichen Gutes zu tun.“ Um individuell das optimale Ergebnis zu erzielen, gibt es ihr zufolge „einen grossen Hebel“ – die Kombination von Tools, die auch biochemisch wirksam sind. „Um das tun zu können, was wir tun, brauchen wir eine Energiequelle und die nötigen Baustoffe. Aus Nichts kann der Körper Nichts machen“, ging die Referentin auf den Zusammenhang zwischen Epigenetik und Biochemie ein. Entscheidend seien dabei der individuelle Nährstoffbedarf und die individuelle Nährstoffverfügbarkeit, was wiederum von vielen Faktoren abhängig sei: Genetik, Umwelt, Stress, Lebensstil, Lebensphase, Ernährungsweise, Absorptionsfähigkeit, Verdauungskapazität, Mikrobiom, etc. Nach dem Grundsatz „maximieren, minimieren, priorisieren“ sei es möglich, die individuelle Balance für optimale Gesundheit zu erreichen. Dazu gilt es, positive wie negative Einflüsse auf den Organismus herauszufinden und diese gezielt zu stärken bzw. zu reduzieren.

Die Voraussetzung hierfür ist eine Kombination von Selbstwahrnehmung und Analytik. In diesem Zusammenhang stellte Corinna van der Eerden den neuen Labortest IABC DNA Health Care vor, einen gen-basierten Ansatz für eine individualisierte Medizin. Am Beispiel einer bedarfsgerechten Versorgung mit Mikronährstoffen zeigte Andreas Hefel auf, wie wichtig neben der Dosierung auch die Kombination der Substanzen ist – von Vitaminen, Mineralien, Spurenelementen, Aminosäuren, Fettsäuen und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen: „Eine Geige macht noch lange kein Orchester – das gilt für alle biochemischen Prozesse und damit für eine individualisierte Form der Ernährung, die einen signifikanten Einfluss auf die Expression der Gene hat.“ (JÜK)

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