Das Tagesseminar der Stiftung für Gesundheit und Umwelt am 8. Mai 2025 im Hotel Marriott Zürich bot einen fundierten Einblick in die Möglichkeiten der funktionellen Medizin und Analytik. Im Zentrum standen Konzepte zur Interpretation biochemischer Zusammenhänge, die praxisnahes Denken und individualisierte Gesundheitskonzepte ermöglichen. Besonders der funktionelle Blick auf den Stoffwechsel, ergänzt durch moderne Laboranalytik und konkrete Fallbeispiele, eröffnete neue Perspektiven für Prävention und Therapie.
Dr. med. Michael Wagener, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin und Pharmazeutische Medizin, eröffnete das Seminar mit einem engagierten Plädoyer für eine integrative Medizin, die den Menschen ganzheitlich sieht – in seiner biologischen, sozialen und emotionalen Wirklichkeit. Die funktionelle Medizin versteht den Körper als offenes System in ständiger Wechselwirkung mit seiner Umwelt.
Statt linearer Ursache-Wirkungsmodelle geht es um vernetzte Prozesse: Ernährung, Mikronährstoffstatus, Mikrobiom, Hormone, Schlaf und Umweltfaktoren greifen ineinander. Entscheidend ist, individuell zu denken und die Selbstregulation gezielt zu unterstützen – durch präzise Diagnostik und personalisierte Interventionen. Ein zentrales Thema war auch die Bedeutung psychosozialer Einflüsse. Viele Beschwerden wurzeln in Einsamkeit, Stress oder ungelösten Konflikten.
Hier braucht es Zeit, Zuwendung und ein echtes Interesse am Lebenskontext der Patienten. Die Medizin der Zukunft, so Wagener, sei integrativ: interdisziplinär, empathisch und wissenschaftlich fundiert – offen für neue Evidenz, für Zusammenarbeit und für die Regulationskraft des Körpers.


Organische Säuren: Das Fenster zur zellulären Regulation
Dr. rer. nat. Dietmar Bäzold (Dipl.-Chemiker, Senior Scientist IABC AG) stellte in seinem Vortrag die Urinanalytik organischer Säuren als zentrale analytische Methode in der funktionellen Medizin vor. Diese Zwischenprodukte biochemischer Reaktionen erlauben differenzierte Einblicke z.B. in den Energie-, Fett-, Aminosäure- und Entgiftungsstoffwechsel – oft lange bevor pathologische Blutwerte auftreten.
Anhand spezifischer Marker lassen sich Mikronährstoffmängel, Enzymstörungen und Regulationsdefizite identifizieren. Diese funktionellen Informationen bilden die Basis für gezielte, individuell abgestimmte Interventionen. Der Citratzyklus – das «Herzstück» der Energiegewinnung – stand im Fokus von Bäzolds Ausführungen. Blockaden in diesem Kreislauf lassen sich funktionell messen und durch bedarfsgerechte Supplementierung regulativ begleiten. Die organische Säureanalytik erweitert die klassische Blutdiagnostik um funktionelle Aspekte.
Durch die Kombination von Laborwerten, systematischen Auswertungen und begleitenden Fragebögen ergibt sich ein ganzheitliches Bild des Gesundheitszustands – fachlich fundiert und gut nachvollziehbar.

Vom Messwert zur Massnahme: Fallbeispiele aus der Praxis
Im dritten Teil des Seminars zeigten Dr. Bäzold und Andreas Hefel (Präsident der Stiftung für Gesundheit und Umwelt, SfGU), wie funktionelle Urinanalytik in der Praxis wirkt. Drei Fallanalysen – ein Patient mit oxidativem Stress, eine Frau mit Insulinresistenz und eine Patientin mit multiplen Störungen – machten deutlich: Durch die organische Säureanalytik werden systemische Zusammenhänge sichtbar – etwa zwischen Stressbelastung, Entgiftungskapazität, Mikronährstoffstatus und Energiehaushalt. Die daraus abgeleiteten Therapiekonzepte sind individuell abgestimmt: Sie umfassen eine bedarfsgerechte Mikronährstoffversorgung, alltagsnahe Ernährungs- und Bewegungsstrategien sowie die motivierende Rückmeldung über den persönlichen Verlauf.
Fazit: Das Tagesseminar zeigte eindrucksvoll, wie funktionelle Medizin, moderne Laboranalytik und menschliche Zuwendung zusammenwirken können. Die vorgestellten Konzepte ermöglichen präzise Einblicke in funktionelle Zusammenhänge, nachvollziehbare Handlungsempfehlungen und alltagsnahe Umsetzungsmöglichkeiten.
Die zentrale Botschaft: Wer den Stoffwechsel versteht, kann Gesundheit gestalten.